In einer sich schnell verändernden und komplexen Welt ist Ziel- und Strategie-Alignment für Organisationen unerlässlich, um erfolgreich zu sein. Indem alle Ziele und deren Mittel zur Erreichung aneinander ausgerichtet sind, können Organisationen flexibel auf Veränderungen reagieren und kontinuierlich dazulernen. Ziel- und Strategie- Alignment schafft Transparenz, sowie ein gemeinsames Verständnis über die Ziele und fördert die Zusammenarbeit in der Organisation.

Pyramidenförmige Verkettung von über- und untergeordneten Zielen

Klassisches Verständnis von Strategien und der Ausrichtung von Zielen

Strategien sind Programme, die nach Mitteln suchen, um zuvor definierte Ziele (Goals) zu erreichen. Nach dem klassischen Verständnis von Strategien in Organisationen richtet die gesamte Organisation sich auf ein übergeordnetes Ziel aus. Die Führungsebene legt das übergeordnetes Ziel fest, das erreicht werden soll, und bestimmt dann die Mittel, um dieses Ziel zu erreichen. Die so definierten Mittel werden als Unterziele identifiziert, für die wiederum Ressourcen gesucht werden müssen. Auf diese Weise entsteht eine pyramidenförmige Verkettung von über- und untergeordneten Zielen, die es erlaubt, jede Handlung innerhalb der Organisation auf ihren Nutzen hin zu überprüfen. Kurz gesagt, die Struktur einer „strategieorientierten Organisation“ entsteht.

Kohärente Strategie und keine Widersprüche in Zielen

Dieses Vorgehen setzt voraus, dass der Strategieprozess keine widersprüchlichen Ziele, Unterziele oder Mittel enthält. Würden sich Ziele, Unterziele oder Mittel widersprechen, so würde die Erfüllung der Unterziele nicht zur Erreichung des übergeordneten Ziels führen. Die Widersprüche werden jedoch bereits bei der Entwicklung einer Strategie erkannt, und blockieren letztlich den Prozess der Formulierung einer kohärenten Strategie.

Umsetzung erst nach umfassender Strategieformulierung

Nach dem klassischen Verständnis formuliert das oberste Management einer Organisation eine Strategie zunächst vollständig, bevor sie mit ihrer Umsetzung in der Praxis beginnt. Dieses Vorgehen findet häufig seinen Ausdruck in strategischen Masterplänen, die mehrere hundert Seiten lang sind und genau definierte Ziele, Aktionen, Zeitpläne und Budgetzuweisungen enthalten. Der Masterplan enthält detaillierte Beschreibungen von Teilzielen, allesamt „smart“ formuliert, d. h. spezifisch, messbar, akzeptiert, realistisch und terminiert. Im Anschluss an die Formulierung und Abnahme werden die Masterpläne den betroffenen Mitarbeitern zugänglich gemacht, und ihre Einhaltung vom Management überwacht.

Opportunistische Zielsetzung und fortwährende Strategieformulierung – der andere Ansatz

In der Praxis dominiert oftmals die opportunistische Zielsetzung, d.h. die mehr oder weniger abrupte Anpassung der Ziele an die vorhandenen Möglichkeiten und Restriktionen. Je nachdem, welche Restriktionen oder Möglichkeiten sich bieten, werden Ziele angepasst oder zeitlich verschoben. 

Was ist Ziel- und Strategie-Alignment?

Unter Ziel- und Strategie-Ausrichtung verstehen wir die Ausrichtung der Organisation auf eine Summe aus Zielen, die jeweils mit Mitteln erreicht werden können (Ziel – Mittel Beziehung). Das Ziel- und Strategie Alignment ermöglicht, dass die Strategieformulierung fortwährend funktioniert – parallel zur Strategieumsetzung. Sie muss nicht zuerst vollständig abgeschlossen sein, nicht alle Ziele und Mittel zu deren Umsetzung müssen definiert sein, um mit der Implementierung zu beginnen.

Wir lösen uns von der „Ein-Purpose-Orientierung“, sprich der Orientierung auf ein einziges übergeordnetes Ziel. Und wir bewegen uns in die Richtung der „intelligenten“ Organisation. Der Ausdruck der „Intelligenz“ ist geprägt durch die bewusst entschiedene oder unbewusste Veränderung von Zielen; das Fortbestehen von Organisationen unabhängig von ihrem Erfolg oder Misserfolg bei der Zielerreichung; die Umkehrung von Ziel und Mittel zur Zielerreichung, sowie schließlich geprägt durch die Verwendung von Zielen zur nachträglichen Rechtfertigung von Entscheidungen. All diese Aktivitäten gelten für uns als Ausdruck organisationaler Anpassungsfähigkeit.

Navigationsmethaper: Entscheidungskompetenz auf dem Ozean

Stellen Sie sich vor, 50 Boote segeln im offenen Ozean. Eines der Boote hat ein digitales Navigationssystem mit einer komplexen Route (mehrere Ziele) einprogrammiert und besitzt zugleich die Fähigkeit diese Route aufgrund von Wetterbedingungen, Crew Entscheidungen und Zustand des Bootes anzupassen. Alle anderen 49 Boote haben nun den Auftrag sich an dem „Leitboot“ mit dem intelligenten Navigationssystem, zu orientieren und Ihre Entscheidungen hinsichtlich Routenwahl entsprechend auszurichten. Die 49 Boote im Ozean sind dabei unterschiedlichster Natur. Ein-Mann-Boote (Stabstellen), kleine Flotten mit eigenem Navigationsgerät an Board (Abteilungen), und Team-Boote. Die Kunst liegt darin alle Boote beisammen zu halten, Misserfolge zu erkennen und mit den Folgen umzugehen. Die Kunst liegt darin die Vielzahl der Entscheidungskompetenz in den 50 Booten, die konkurrierenden Routen, zu identifizieren und diese Transparenz nach Ausrichtung als Stärke zu nutzen.

Vertikale Ausrichtung von Zielen

Bei vertikaler Ausrichtung von Zielen sprechen wir von einer inhaltlichen Abhängigkeit zwischen Zielen. Die Beziehung eines Ziels zu einem Unterziel bezeichnet eine vertikale Ausrichtung dieser zwei Ziele. Ein Ziel kann mehrere Unterziele haben, welche wiederum selbst zu Zielen für weitere Unterziele, oder Unter-Unter-Zielen werden können. In der Praxis wird selten einfach ein Ziel definiert, für dessen Erreichung anschließend verschiedene Mittel gesucht werden. Vielmehr behandelt das Unternehmen die als geeignet identifizierten Mittel selbst als (Unter-)Ziele, für welche weitere geeignete Mittel gesucht werden. Über die Hierarchien in Unternehmen hinweg gliedern sich weitere Mittel auf die gleiche Weise weiter auf, was zu einer weiteren Suche nach geeigneten Mitteln zur Erreichung der neuen (Unter-)Ziele führt.

Horizontale Ausrichtung von Zielen

Als horizontale Ausrichtung von Zielen wird die Ausrichtung von Zielen auf der gleichen Ebene bezeichnet, sprich eine inhaltliche oder sich bedingende Abhängigkeit von zwei verschiedenen Zielen. Diese Ziele sind dabei nicht als Ziel und Unterziel miteinander verkettet. Zum Beispiel können operative Ziele von verschiedenen Teams, Abteilungen oder Bereichen innerhalb des gleichen umzusetzenden Zeitrahmens aufeinander abgestimmt werden.

Der Fokus beim horizontalen Alignment liegt auf der Feinabstimmung zwischen den Teams für einen definierten Zeitraum. Intention ist es, Überschneidungen, Abhängigkeiten und Konflikte zwischen Zielen und anderen Programmen zu erkennen und mit diesen Insights zu arbeiten. Bei horizontaler Ausrichtung können sowohl Konflikte aufgedeckt werden, als auch Synergien in positiver Form, wie zum Beispiel die Erkenntnis, dass ein definiertes Mittel zur Erreichung eines Ziels, auch als Mittel für die Erreichung eines anderen Ziels dienlich ist.

Bedeutung von Ziel- und Strategie-Alignment: Warum ist Ziel- und Strategie-Alignment wichtig?

Ziele setzen für mehr Fokus und weniger Ablenkung

Die Festlegung von Zielen stellt immer eine Verengung des Horizonts einer Organisation dar. Das Festlegen von Zielen fokussiert eine Organisation auf einige wenige Dinge, die wichtig erscheinen, und blendet alles andere aus. Jede Zielsetzung betont einen bestimmten Faktor, aber immer um den Preis der Vernachlässigung oder gar Schädigung einer Vielzahl anderer möglicher Aspekte. In diesem Sinne können Ziele als die „Scheuklappen“ einer Organisation bezeichnet werden. Organisationen haben im Prinzip, die Fähigkeit, ihren Horizont fast beliebig zu erweitern. Die Ziele schützen vor Ablenkungen von einer Vielzahl anderer Optionen. Wichtig für den übergreifenden Fokus ist dabei die Ausrichtung der Ziele- und Strategien.

Ausrichtung aller Ziele für ein klares Bild und Visualisierung des Energieflusses

Durch das Setzen von Zielen, schaffen Organisationen ein sehr vereinfachtes Bild ihrer Umwelt auf ihrem „Zielbildschirm“. Die Verengung des Horizonts der Organisation durch das Setzen von Zielen hat eine weitere wichtige Funktion: Sie fokussiert die Energie auf das Erreichen des Ziels und mobilisiert kreatives Denken über die besten Mittel, um dies zu erreichen.

Die Ausrichtung aller Ziele auf die festgelegte Richtung der gesamten Organisation, sowie das Erkennen von Abhängigkeiten auf horizontaler Ebene zwischen einzelnen Abteilungen, Teams und Programmen vervollständigt das Bild. Wir sehen, über alle Ebenen der Organisation hinweg, welche Energie aufgewandt wird, um an übergreifenden Zielen zu wirken.

Die Datengrundlage der Ziel- und Strategie-Ausrichtung in einer Organisation unterstützt dabei:

  • Ziele anzupassen und zu verändern
  • Die Auswirkungen des Erfolges/Misserfolges eines Ziels auf dessen unter- oder übergeordneten Ziele oder abhängige Ziele auf horizontaler Ebene zu erkennen
  • Ziele zur Rechtfertigung von Entscheidungen zu verwenden
  • Zu lernen, sich stetig zu verbessern im Prozess des Suchens und Findens der vermeintlich „richtigen“ Ziele (organisationales Lernen)

Funktionsweise von Ziel- und Strategie-Alignment: Die Kernelemente

Innerhalb des Ziel-Programms sind die Richtlinien und Regeln für die Ziel- und Strategie- Ausrichtung festgelegt. Das Ziel-Programm bedarf Aktivitäten auf allen Ebenen der Organisation. Es findet sich an der Spitze einer Organisation. Setzt sich ein Unternehmen auf der obersten Ebene beispielsweise das Ziel, die Führungsposition auf dem fairen Kaffeemarkt zu erlangen, so finden auch Tätigkeiten des mittleren und unteren Managements statt, wenn es gilt, die Zielerreichung für die Verbesserung der Conversion Rate einer bestimmten Landingpage zu verfolgen. Einfache Tätigkeiten können durch Ziel-Programme gesteuert werden. Die Wahl der Mittel wird dabei offen gelassen. Erwünscht ist es, das vorgegebene Ziel zu erreichen, egal wie – innerhalb bestimmter Grenzen (im Ziele-Programm definiert). Hier kommt der Begriff der Strategie ins Spiel. Die Formulierung einer Strategie beschreibt letztlich den Prozess der Suche nach geeigneten Mitteln zur Erreichung eines Ziels, die Strategieumsetzung den Prozess der Umsetzung dieser Mittel, welche als optimal identifiziert wurden.

Das Erkennen von Abhängigkeiten als Grundbaustein für Alignment

Die Haupttätigkeiten im vertikalen, horizontalen und strategischen Alignment nach dem eigentlichen Formulieren der Ziele und der Suche nach den geeigneten Mitteln, um diese Ziele zu erreichen, sind:

  • Das Visualisieren von unter- und übergeordneten Zielen (vertikale Ausrichtung)
  • Das Prüfen der Abhängigkeiten zu weiteren Zielen (z.B. anderer Teams) in der Organisation (horizontale Ausrichtung)
  • Das Lösen der Konflikte die nach dem Alignment auftreten

Manchmal steht stärker die Zielfindung und manchmal die Suche nach geeigneten Mitteln im Vordergrund. Wenn beispielsweise die Unternehmensleitung beschließt, dass die Mängel in der Kaffeeproduktion um 5 % gesenkt werden müssen, dann ist das aus Sicht der Unternehmensleitung ein Mittel, um das Ziel der Kostensenkung zu erreichen. Aus der Sicht des Produktionsleiters, der den Auftrag hat, dieses Mittel zu erreichen, stellt es sich jedoch als ein Ziel dar, für das er wiederum die entsprechenden Mittel zur Erreichung entwickeln muss. Die vertikale Ausrichtung der Ziele dient der Visualisierung dieser Ziel – Mittel – Beziehungen über die verschiedenen Grenzen innerhalb einer Organisation (Hierarchieebenen, Abteilungen) hinweggesehen. Die Ziel – Mittel – Sicht wird wesentlich von der Position einer Person in der Organisation bestimmt, was die Ausrichtung unabdingbar macht. Die Visualisierung von kausalen Zusammenhängen mittels des Ziel- und Strategie-Alignments schafft Transparenz & Klarheit und erleichtert damit auch die Kommunikation.

Stakeholder-Engagement als Treiber für erfolgreiche Ausrichtung

Stakeholder-Engagement, sowohl auf Führungskräfte als auch auf Mitarbeiterebene, ist entscheidend für erfolgreiches Ziel- und Strategie-Alignment. Ohne ganzheitliches Verständnis für die Wichtigkeit der Transparenz wird es schwierig sein, im Ziel-Programm definierte Spielregeln für Ziel- und Strategie-Alignment durchzuführen. Auch findet ohne das Stakeholder-Engagement die Identifikation der Abhängigkeiten gar nicht erst statt. Die Einbindung aller Interessenvertreter schafft Unterstützung und Commitment und ermöglicht flexibles Handeln. Dies stellt sicher, dass die organisationale Ausrichtung eine gemeinsame Anstrengung aller relevanten Parteien ist.

Wichtige Aspekte für gelungenes Stakeholder-Engagement für das Ziel- und Strategie-Alignment sind:

  1. Zielverständnis auf höchster Ebene: Das Führungsteam muss ein einheitliches Verständnis über festgelegte Ziele und Mittel auf oberster Ebene haben.
  2. Informationen an die Organisation weitergeben: Die strategischen Prioritäten müssen kommuniziert und die Bedeutung der Ziel- und Strategie-Ausrichtung betont werden.
  3. Operative Transparenz während der Umsetzung gewährleisten: Dies erfordert eine zeitnahe Sichtbarkeit der Fortschritte und Ziele für alle Stakeholder und verhindert kleinteilige Kontrolle.
  4. Kontinuierliches Lernen und Feedback: Das regelmäßige Hinterfragen der Prioritäten hilft, zu überdenken und neu zu bewerten.

Transparente Kommunikation und Informationsfluss als Basis des Alignments

Transparente Kommunikation ist das Rückgrat einer erfolgreichen vertikalen und horizontalen Ausrichtung. Sie gewährleistet, dass Informationen effektiv zwischen Teams und Hierarchieebenen ausgetauscht werden. Diese Offenheit fördert nicht nur das Verständnis der gemeinsamen Ziele, sondern stärkt auch das Vertrauen und die Zusammenarbeit innerhalb der Organisation.

Die klare und informative Kommunikation der übergeordneten Ziele und Mittel durch Führungskräfte, ist ein weiterer Hebel für erfolgreiche Ausrichtung. 

Vorteile von Ziel- und Strategie-Alignment

Einheitliches Verständnis und Zusammenarbeit in der Organisation

Durch Ziel- und Strategie-Alignment wird ein gemeinsames Verständnis über die Ziele und deren Relevanz für die gesamte Organisation geschaffen. Dies erleichtert die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Teams und Abteilungen, da alle auf dasselbe übergeordnete Ziel hinarbeiten.

Effiziente Ressourcennutzung

Indem alle Aktivitäten und Ressourcen auf die Erreichung der festgelegten Ziele ausgerichtet werden, wird die Effizienz der Organisation maximiert. Es werden keine Ressourcen verschwendet, da alle Aktivitäten einen klaren Zweck haben.

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit

Ziel- und Strategie-Alignment ermöglicht es einer Organisation, flexibel auf Veränderungen in ihrer Umwelt zu reagieren. Da alle Aktivitäten auf die Erreichung der Ziele ausgerichtet sind, kann die Organisation schnell neue Strategien entwickeln und umsetzen, um auf veränderte Bedingungen zu reagieren.

Kontinuierliches Lernen und Verbesserung

Durch den regelmäßigen Austausch und die Überprüfung der Zielerreichung lernt eine Organisation kontinuierlich dazu und kann ihre Strategien und Ziele entsprechend anpassen. Dies ermöglicht es der Organisation, sich kontinuierlich zu verbessern und ihre Leistung zu steigern.